Gemeinsam gegen Armut im Rhein-Neckar-Kreis

Geöffnete Geldbörse mit Münzen und einem 5 Euro Schein
(Symbolbild: Alexander Raths/stock.adobe.com)

Der Rhein-Neckar-Kreis treibt die Bekämpfung von Armut mit sichtbaren Fortschritten voran. In seiner jüngsten Sitzung hat der Ausschuss für Soziales des Kreistags den aktuellen Sachstandsbericht zur Umsetzung des umfangreichen und Ende 2024 beschlossenen Strategiepapiers entgegengenommen.

Dieses wird seitdem gemeinsam mit zahlreichen Netzwerkpartnern entwickelt und kontinuierlich umgesetzt. Die Projekte leisten wichtige Beiträge, um Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen zu unterstützen – von Kindern und Jugendlichen über Seniorinnen und Senioren bis hin zu armutsbetroffenen Personen und Haushalten mit schwierigem Zugang zu bezahlbarem Wohnraum.

Starke Strukturen für Kinder, Jugendliche und Familien

Mit dem Präventionsnetzwerk „Starke Kinder Chancenreich“ baut der Rhein-Neckar-Kreis seine Maßnahmen zur Armutsprävention weiter aus. Seit September dieses Jahres ist der Landkreis Teil des baden-württembergischen Landesnetzwerks gegen Kinderarmut. Eine eigens eingesetzte Standortkoordinatorin vernetzt Organisationen vor Ort, unterstützt Kommunen und entwickelt armutssensible Angebote im Rahmen der Ganztagsbetreuung weiter. Möglich wurde dies durch 100.000 Euro Landesmittel und eine zusätzliche Kreisfinanzierung.

Mehr Teilhabe für ältere Menschen

Auch im Bereich der Seniorenarbeit setzt der Kreis wichtige Impulse: Das Projekt „Alt und Jung – Gemeinsam stark“ arbeitet gemeinsam mit Mehrgenerationenhäusern (in Weinheim und Schriesheim) sowie Familienzentren (Bammental, Leimen und Wiesloch) an der Stärkung sozialer Teilhabe älterer Menschen. In Workshops, mit wissenschaftlicher Begleitung und einer neuen Projektkoordination sollen passgenaue Angebote entwickelt werden, die Armut vorbeugen und Begegnungen in den Quartieren fördern sollen. Das Land unterstützt das Vorhaben über das Programm „Quartiersimpulse“ mit bis zu 115.000 Euro.

Niedrigschwellige Unterstützung für armutsbetroffene Menschen

Unter dem Motto „Wir bauen Brücken – Gemeinsam gegen Armut“ wurden die Tagesstätten der Wohnungslosenhilfe im laufenden Jahr für weitere armutsbetroffene Zielgruppen geöffnet – darunter Menschen mit Behinderungen, psychischen Belastungen, Alleinerziehende und Senioren. Mit Beratung, Begleitung und alltagspraktischen Hilfen bieten die Einrichtungen nun noch breitere Unterstützung. Das Land fördert das Projekt mit 40.000, der Kreis mit 100.000 Euro.

Bezahlbarer Wohnraum bleibt zentrale Herausforderung

Besonders deutlich zeigt die 2025 erstellte Wohnraumanalyse des Pestel-Instituts den Handlungsdruck im Segment „Wohnen“. Während der Wohnungsneubau seit den 1990er-Jahren deutlich zurückgegangen ist, steigen Bevölkerungszahlen und Beschäftigung weiter an. Zudem stehen im Kreis rund 12.000 Wohnungen leer – viele davon schon länger als ein Jahr und daher schwer reaktivierbar. Hinzu kommen stark gestiegene Miet- und Kaufpreise, die insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen belasten, da ein immer größerer Teil des verfügbaren Haushaltseinkommens für die Miete aufgewandt werden muss. Für Anfang 2026 plant der Kreis eine große Fachveranstaltung mit Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften, bei der Best-Practice-Beispiele in diesem Bereich vorgestellt und Lösungsstrategien erarbeitet werden sollen.

Sozialdezernent Fabian Scheffczyk betont die Bedeutung des gemeinsamen Vorgehens: „Armut hat viele Gesichter und betrifft Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen. Unser Ziel ist es, diese Herausforderungen nicht nur zu verwalten, sondern aktiv anzugehen. Die laufenden Projekte zeigen, dass wir mit starken Partnerinnen und Partnern im Rhein-Neckar-Kreis bereits viel bewegen können – von der frühen Prävention bis zur Unterstützung im Alter. Wir wollen Armut nicht nur lindern, sondern konsequent zurückdrängen.“