Erst pauken, dann durchstarten
In Intensivsprachkursen haben sich junge Menschen auf ihre Ausbildung im Rhein-Neckar-Kreis vorbereitet.
In diesen Tagen starten zahlreiche junge Menschen ins Berufsleben – einer von ihnen ist Viacheslav: Der 19-Jährige aus dem ukrainischen Charkiw beginnt ab dem 1. Oktober eine Ausbildung zum Pflegefachmann hier in der Region. „Ich habe zuerst im Internet nach Arbeit gesucht. Diese Stelle habe ich aber auf einer Ausbildungsmesse entdeckt“, berichtet er. Vorbereitet hat er sich auf die kommenden Monate mit einem Sommer-Intensivsprachkurs, der durch den Rhein-Neckar-Kreis und das Land Baden-Württemberg gefördert wurde.
„Internationale Fachkräfte sind bereits in zahlreichen Branchen eine große Stütze im Kampf gegen den Fachkräftemangel – und könnten es noch in weiteren Bereichen sein“, sagt Dorothee Wagner, Leitung der Stabsstelle Wirtschaftsförderung des Rhein-Neckar-Kreises. „Umso wichtiger ist es, sie so früh wie möglich für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu qualifizieren.“
Insgesamt hat das Landratsamt in diesem Sommer drei Intensivkurse durchführen lassen: „Zwei Kurse haben dabei zum Niveau B1 geführt, einer zum Niveau B2, mit dem man auch schon Fachdiskussionen folgen kann“, erklärt Martina Bissinger von der Stabsstelle für Integration und gesellschaftliche Entwicklung des Kreises. Träger der Kurse war die F+U Academy of Languages in Heidelberg. „Diese Schule hat bereits im letzten Jahr im Rahmen eines Pilotprojekts einen Ganzjahresintensivkurs für Auszubildende im Bereich Pflege durchgeführt, den die Teilnehmenden im Juli dieses Jahres sehr erfolgreich abgeschlossen haben“, so Bissinger.
Die nun gefolgten Intensivkurse waren nicht berufsorientiert, sondern allgemein gehalten – und ganz schön anspruchsvoll: Sechs Wochen lang paukten junge Menschen aus der Ukraine, der Türkei, Georgien, Afghanistan und anderen Ländern hier jeden Tag von 08:30 Uhr bis 12:30 Uhr Deutsch. Wer ein Praktikum machte oder die Schule besuchte, füllte mit dem Unterricht den Nachmittag von 13:00 bis 17:00 Uhr. Am Ende stand nach bestandener Prüfung ein Zertifikat der als Prüfungszentrum anerkannten Schule. „Ein guter Impuls vor dem Ausbildungsstart“, so fasst es Projektmanagerin Anna Churaeva von der F+U Academy zusammen.
Auch die Geschwister Giorgi, 17, und Mariam, 19, aus Georgien haben den Kurs genutzt, um kurz vor Ausbildungsstart ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Beide haben bereits am 2. September angefangen: Giorgi als Automobilkaufmann, Mariam als Verkäuferin in einer anderen Branche. Die Jobsuche war nicht schwierig für die engagierten Jugendlichen: „Ich habe eine Woche lang ein Praktikum gemacht. Danach habe ich mich dort beworben und die haben mich direkt genommen“, berichtet etwa Giorgi.
Die 17-jährige Anna aus der Ukraine muss sich noch ein wenig länger gedulden: „Ich würde gerne eine Ausbildung als Erzieherin machen, weil ich schon so viele Praktika im Kindergarten hatte und mir das gefällt: Ich kann nicht nur mit Kindern spielen, sondern auch gut kommunizieren und sie haben Respekt“, berichtet sie. Da sie aber nur einen ukrainischen Schulabschluss hat, absolviert sie nun nach Abschluss des Sprachkurses noch ein Jahr im AV Dual der Weinheimer Helen-Keller-Schule, bevor sie im nächsten Jahr eine Ausbildung an einem Kindergarten beginnen kann.
„Diese Kurse schaffen nicht nur eine echte Perspektive für die teilnehmenden Jugendlichen, sondern auch dringend benötigte Fachkräfte für hiesige Betriebe“, fasst Dorothee Wagner zusammen. „Damit lohnt sich die Investition gleich doppelt.“ In Zukunft will die F+U Academy of Languages ihr Kursangebot sogar noch erweitern; auch neue Formate zur Ausbildungsvorbereitung und –begleitung sollen angeboten werden.
Weitere Informationen
Welcome Center Rhein-Neckar - Think global – go local (welcomecenter-rn.de)
Kontakt
Lisa Sieckmeyer
Stabsstelle Wirtschaftsförderung
06221 522-2467
l.sieckmeyer@rhein-neckar-kreis.de