Sorgen in der regionalen Wirtschaft nehmen zu

Aufnahme aus der Vogelperspektive: Geschäftsmann sitzt einsam auf eine Bank auf einem leeren Platz und liest Zeitung.
Droht eine Wirtschaftsflaute? Der IHK-Konjunkturbericht meldet Sorgen bei regionalen Unternehmen. Bild: Unsplash

Die IHK Rhein-Neckar hat ihre aktuelle Konjunkturumfrage veröffentlicht. Danach sinkt der IHK-Konjunkturklimaindex im Vergleich zum Frühsommer um 8 Prozentpunkte.

Nach einem Bericht der IHK Rhein-Neckar nehmen die Sorgen in der regionalen Wirtschaft wieder zu. Nachdem sich die Betriebe aus dem Tief des Vorjahres herausgearbeitet hatten, liegt der Konjunkturklimaindex nun wieder unter seinem Wert zu Jahresanfang. “Wir erleben einen konjunkturell trüben Herbst ohne greifbare Wachstumsperspektive”, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke die derzeitige Situation der Wirtschaft der Region zusammen. “Gestiegene Zinsen, eine schwache Weltkonjunktur und inflationsbedingte Kaufkraftverluste der Konsumenten bescheren den Unternehmen einen spürbaren Nachfragerückgang. Verstärkt wird dieser Effekt durch volle Lager in Industrie und Handel. Hinzu kommt weithin ein Abwarten mit Blick auf Weichenstellungen in der Wirtschaftspolitik. Das alles wirkt in Summe wie Sand im Getriebe”, erläutert Nitschke.

Der IHK-Konjunkturklimaindex, Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung in der Rhein-Neckar-Region, beträgt aktuell 104 Punkte. “Zwar liegen wir damit noch knapp über der Wachstumsschwelle von 100 Punkten und besser als der bundesweite Durchschnitt. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage und die Erwartungen der Unternehmen seit dem Frühjahr in fast allen Branchen schlechter geworden sind”, so Nitschke. Im Frühjahr hatte sich der Index nach einem Tiefpunkt im vergangenen Herbst auf immerhin 112 Punkte erholt. Knapp 19 Prozent der Unternehmen melden eine gute Geschäftslage, was im Vergleich zur vergangenen Umfrage einen Rückgang von 6 Prozentpunkten bedeutet. Auch die Geschäftsaussichten zeigen einen Abwärtstrend, knapp 10 Prozent der Unternehmen gehen von schlechter laufenden Geschäften in den nächsten 12 Monaten aus (minus 8 Prozentpunkte). Das sind die wichtigsten Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage im Herbst 2023, an der sich 444 Unternehmen der Region aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt haben.

Immer mehr Unternehmen in der Region müssen aufgrund akuter Personalknappheit ihre Geschäfte einschränken. 45 Prozent der Unternehmen geben an, offene Stellen nicht besetzen zu können, weil sie die passenden Fachkräfte nicht finden. Dies führt zu einer Mehrbelastung der vorhandenen Beschäftigten, steigenden Arbeitskosten und zu einem Verlust von Wettbewerbsfähigkeit. Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften ist für mehr als 6 von 10 Unternehmen das größte Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung (Mehrfachnennungen möglich). Ein deutlicher Zuwachs zeigt sich bei der Sorge vor einem Rückgang der Inlandsnachfrage, aktuell treibt dies 58 Prozent der Unternehmen um. Die Sorgen im Hinblick auf Energiepreise und Arbeitskosten bewegen sich in etwa auf dem Niveau vom Frühsommer. Aktuell sehen 49 Prozent der Betriebe in hohen Energie- und 46 Prozent in hohen Arbeitskosten ein Risiko. “Der Blick auf die vielen hoch bewerteten Risiken zeigt, dass den Unternehmen an sehr vielen Stellen gleichzeitig der Schuh drückt. Und damit lässt es sich nicht gut laufen”, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Die Exporterwartungen der Betriebe gehen deutlich zurück. Der Export-Saldo liegt aktuell bei minus 9 Punkten und damit 25 Punkte unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 16 Punkten. Noch im Frühsommer lag der Wert mit 5 Punkten im positiven Bereich. “Produkte ‘Made in Germany’ verlieren international an Kundschaft”, so Nitschke. Dabei leide die Nachfrage nicht nur unter externen Faktoren wie der schwächelnden chinesischen Wirtschaft, sondern auch an einer gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts. “Es ist daher umso wichtiger, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen hierzulande etwa durch geringere Energiekosten, ein verbessertes steuerliches Umfeld und Bürokratieabbau zu stärken”, so Nitschke. Der nordamerikanische Markt ist der einzige, für den die Ausfuhrpläne der regional ansässigen Unternehmen unter dem Strich positiv sind. Aktuell rechnen hier 8 Prozent der Unternehmen mit steigenden Exporten in den nächsten 12 Monaten. Bei den Exporterwartungen in die Länder innerhalb der Eurozone sinkt der Saldo aktuell um 20 Prozentpunkte auf minus 12 Punkte. Ähnlich sieht es bei den Exportabsichten nach Asien aus. Hier gehen die Exportabsichten um 18 Prozentpunkte auf aktuell minus 9 Punkte zurück.

Die Investitionsabsichten der Unternehmen zeigen sich aktuell ausgeglichen. Zu- und abnehmende Investitionen halten sich insgesamt also in etwa die Waage. Während in der Industrie tendenziell mit einem Rückgang der Investitionen zu rechnen ist, plant der Handel sogar mit einem leichten Zuwachs bei den Investitionen. Wenn investiert wird, dann bleibt der Ersatzbedarf mit 63 Prozent das vorherrschende Investitionsmotiv (Mehrfachnennungen möglich). 46 Prozent der Betriebe planen Digitalisierungsinvestitionen und ein Drittel der Unternehmen möchte verstärkt in Innovationsprojekte investieren. Nur mehr 17 Prozent der Unternehmen planen zu expandieren und ihre Kapazitäten zu erweitern.

Die Unternehmen der Region melden aktuell abflauende Beschäftigungserwartungen. Jeder zehnte Betrieb plant mit weniger Personal. Die Zahl der offenen Arbeitsstellen lag im September bei 7.553; das sind 491 weniger als im September 2022. Die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk beträgt aktuell, wie zum selben Zeitpunkt im Vorjahr, 5,0 Prozent. 

Weitere Informationen

Kontakt

Dorothee Wagner
Leitung Stabsstelle Wirtschaftsförderung
Tel. 06221 522-2166
d.wagner2@rhein-neckar-kreis.de

(Erstellt am 30. Oktober 2023)