PFAS

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen

Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS, früher PFC) sind eine große Gruppe industriell hergestellter Fluorchemikalien, die in den 1940er Jahren entwickelt wurden. Sie sind in vielen Alltagsgegenständen enthalten – von der Teflonpfanne über Fast-Food-Verpackungen hin zu Outdoor-Kleidung.

PFAS werden in Deutschland zunehmend in Boden und Grundwasser nachgewiesen. Im Landkreis Rastatt sowie im Stadtkreis Baden-Baden wurden ab 2013, im Stadtkreis Mannheim ab 2015 großflächige Verunreinigungen von Ackerflächen, Grund- und Oberflächenwasser festgestellt.

Auch im Rhein-Neckar-Kreis wurden auf dem ehemaligen GRN-Gelände an der Viernheimer Straße und im Bereich der Weschnitzdämmen zwischen Händelstraße und B 38 in Weinheim belastete Flächen identifiziert. Die Untersuchungen zur Ursache dazu laufen. 

Diese Schadstoffverunreinigungen stellen für alle Betroffenen eine große Herausforderung dar. Höchste Priorität hat für alle beteiligten Behörden der Schutz der Bevölkerung vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Hier finden Sie einen Überblick über die häufigsten Fragen zur PFAS-Problematik und hilfreiche Links zu weiteren Infoseiten:

Warum sind PFAS so problematisch?

Diese langlebigen Substanzen werden in der Natur nicht abgebaut und verbleiben somit in der Umwelt. Menschen können PFAS hauptsächlich über Lebensmittel und das Trinkwasser aufnehmen. 

Haben PFAS Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit?

Viele PFAS-Substanzen werden im Körper nur sehr langsam abgebaut oder ausgeschieden und können sich somit im Körper anreichern. Bei hohen Werten im menschlichen Körper sind negative Einflüsse bekannt. Beispielsweise sind dann erhöhte Cholesterinkonzentrationen gemessen worden. 

Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Homepage des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Besteht eine Gesundheitsgefahr, wenn Kinder auf mit PFAS belasteten Flächen oder in der Weschnitz spielen?

Die Aufnahme von PFAS durch Hautkontakt mit Boden und Wasser ist nach derzeitigem Kenntnisstand vernachlässigbar. Zudem ist beispielsweise beim Baden ein solcher Kontakt nicht dauerhaft, sondern auf eine sehr kurze Zeitspanne begrenzt. Relevanter wäre beispielsweise eine längerfristige Aufnahme durch Trinkwasser. Allerdings erfolgt die Trinkwasserversorgung von Weinheim vom Wasserwerk Hemsbach, sodass hier keine Bedenken bestehen.

Welche Maßnahmen werden aktuell getroffen bzw. wurden bereits abgeschlossen?

Im Rhein-Neckar-Kreis:

Auf den Grundstücken des ehemaligen GRN-Geländes wurden nach der Feststellung einer flächigen PFAS-Belastung noch zusätzliche Grundwassermessstellen eingerichtet. 

Auf den Baufeldern südlich der Viernheimer Straße wurde im Rahmen der Baumaßnahmen Erdaushub getätigt und abgefahren. Der Erdaushub wurde teilweise auf Deponien entsorgt, teilweise in technischen Bauwerken oder vor Ort wieder eingebaut.

Aktuell laufen die Bodenuntersuchungen in Weinheim. Gemeinsam mit einem erfahrenen Ingenieurbüro wurden die Probenahmen repräsentativ festgelegt. Erst nach Abschluss aller Probenahmen lassen sich verlässliche Aussagen zum Grad der Belastungen und zu weiteren Maßnahmen treffen.

In der Region:

​​Zur Unterstützung der zuständigen Behörden bei der Aufarbeitung der großflächigen PFC-Verunreinigungen im Raum Rastatt / Baden-Baden und in Mannheim wurden und werden eine Vielzahl an verschiedenen Forschungsvorhaben durchgeführt. Eine Dokumentation finden Sie hier:

Historie und Auswirkungen der PFAS-Problematik fasst die Broschüre der Wissenschaftsjournalistin Patricia Klatt anschaulich zusammen:

Wo komme ich mit PFAS in Berührung?

PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch sehr stabil. Deshalb spricht man auch von sogenannten „Ewigkeitschemikalien“. Sie werden in zahlreichen Verbraucherprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen eingesetzt. Zudem werden PFAS zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln oder Feuerlöschmitteln verwendet.

Darüber hinaus werden die Substanzen auch über Lebensmittel und das Trinkwasser aufgenommen. Weitere Quellen sind die Außen- und Innenraumluft und der Hausstaub.

Wo diese langlebigen Chemikalien überall eingesetzt werden und was Sie tun könnten, darüber informiert die Seite "PFAS-Planet" des Umweltbundesamtes:

Hat die PFAS-Belastung Auswirkungen auf das Grund- und Trinkwasser?

Das Trinkwasser der Stadt Weinheim kommt größtenteils vom Wassergewinnungsverband Badische Bergstraße in Hemsbach. Zudem wird das Wasser aus großer Tiefe gefördert, die 8 Brunnen haben eine Tiefe von rund 120 Metern. Schon alleine deshalb ist nicht damit zu rechnen, dass PFAS-Belastungen im Trinkwasser auftreten. Ein kleiner Teil, die Odenwaldgemeinden von Weinheim, wird zudem über die Eichelberggruppe (Wilhelmsfeld) versorgt.

Mit Inkrafttreten der Trinkwasserverordnung im Mai 2023 gibt es für PFAS zwei gesetzliche Grenzwerte:

  • Summe PFAS-20 = 0,1 µg/ L gültig ab 12.01.2026 
  • Summe PFAS-4 = 0,02 µg/ L gültig ab 12.01.2028

Der Summenwert PFAS-20 beinhaltet 20 perfluorierte Alkylsubstanzen. Aufgrund ihrer besonders toxikologischen Relevanz werden die vier Substanzen PFOA, PFOS, PFHxS und PFNA als Summe PFAS-4 „einzeln“ betrachtet.

Hat die etwaige PFAS-Belastung landwirtschaftlicher Grundstücke Auswirkungen auf die Bodenfrüchte (landwirtschaftliche Erzeugnisse)?

Es gibt erhebliche Unterschiede bei der Anreicherung von PFAS in angebauten Nahrungsmittelpflanzen. Kulturen, die PFAS besonders anreichern sind Weizen und Soja, welche, die weniger oder fast gar nicht anreichern, Mais und Gerste. Einzelheiten dazu können dem vom RP Karlsruhe und dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) herausgegebenen Merkblatt für den Anbau landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturen auf Flächen mit PFAS-Verunreinigungen in Mittel- und Nordbaden entnommen werden.

Bei signifikanten PFAS-Belastungen von landwirtschaftlich genutzten Flächen findet ein Vor-Ernte-Monitoring (VEM) statt. Das Vor-Ernte-Monitoring soll rechtzeitig vor der Ernte Hinweise auf eine mögliche PFAS-Verunreinigung des Erntegutes geben. Hierzu werden ca. 14 Tage vor der Ernte durch eine amtliche Person Proben gezogen, die dann am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) auf PFAS untersucht werden. Dadurch wird der Bewirtschafter rechtzeitig vor dem Erntezeitpunkt informiert, ob und gegebenenfalls in welcher Menge in seinem Erzeugnis PFAS festgestellt worden sind. Ergänzend wird eine Wertung nach der Maßgabe von Beurteilungswerten vorgenommen. Mangels einer umfassenden Bewertung der Toxizität durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat das Land bis zum Vorliegen einer Risikobewertung übergangs- und hilfsweise diese lebensmittelrechtlichen Beurteilungswerte (BUW) für die in der Region relevanten PFAS-Verbindungen festgelegt. Eine Überschreitung der Beurteilungswerte schließt eine Vermarktung als Lebensmittel aus. Durch das Vor-Ernte-Monitoring sollen die Erzeuger die Möglichkeit haben, noch vor der Ernte eine Entscheidung über die spätere Vermarktungsfähigkeit der Produkte treffen zu können.

Hat die PFAS-Belastung eine Auswirkung auf tierische Lebensmittel bzw. entsprechende Produkte?

PFAS können durch natürliche Abbaumechanismen wie Sonneneinstrahlung, Mikroorganismen und andere Prozesse kaum gespalten werden. Dies führt dazu, dass PFAS in der Umwelt sehr langlebig sind, wenn sie einmal eingetragen wurden. PFAS sind weltweit in Gewässern, Böden, Pflanzen und Tieren nachweisbar und können damit auch in die Nahrungskette eingetragen werden.

Relevant sind Trinkwasser, Fisch und Meeresfrüchte. Weitere tierische Produkte, insbesondere Innereien, aber auch Milch und Milchprodukte, Fleisch, Eier sowie pflanzliche Lebensmittel können messbare Gehalte an PFAS aufweisen. Im Vergleich zu Fleisch weisen Innereien höhere Gehalte an PFAS auf. Besonders hoch sind die Gehalte in Innereien von Wild, wie z. B. Wildschweinleber.

Höchstgehalte für Kontaminanten wie z. B. PFAS in Lebensmitteln werden grundsätzlich auf europäischer Ebene festgelegt. Seit dem 01. Januar 2023 gelten in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union gesetzliche Höchstgehalte für PFOS, PFOA, PFNA und PFHxS sowie die Summe dieser vier PFAS in bestimmten Lebensmitteln tierischer Herkunft (Eier, Fischereierzeugnisse und Muscheln, Fleisch und Schlachtnebenerzeugnisse wie Innereien). Lebensmittel, die diese PFAS in einer Konzentration enthalten, welche die festgelegten Höchstgehalte überschreitet, dürfen seitdem nicht mehr in den Verkehr gebracht werden.

Wo finde ich weitere Informationen?