Trockenheit setzt Wäldern im Rheintal zu

Vor allem den Kiefernwäldern in der Rheinebene setzt die lange Trockenheit zu.

Nach den beiden trocken-heißen Jahre 2018 und 2019 bringt nun auch der Frühling 2020 keinen Ausgleich: die Winterfeuchte ist in den Sandböden der Rheinebene bereits aufgebraucht und seit Mitte März – von kleinräumigen Ausnahmen abgesehen – ist so gut wie kein Regen gefallen.

Die Folgen für den Wald sind unübersehbar: Kiefern mit roten Kronen, abgestorbene Kronenteile sowie komplett abgestorbenen Bäume prägen die Waldbilder in der Rheinebene.

Vorschädigungen durch Schädlinge und Pilze

Leider sind auch die Perspektiven schwierig: „Kurzfristig ist davon auszugehen, dass in diesem Jahr der Absterbeprozess bei den Kiefern weitergeht, unabhängig davon ob es noch einen feuchten Sommer gibt oder es bei der trockenen Witterung bleibt“, sagt der Leiter des Kreisforstamtes, Manfred Robens. Grund sind die Vorschädigungen durch die extreme Witterung der letzten Jahre sowie die Folgeschädlinge wie beispielsweise Diplodiapilz, Mistel, Borkenkäfer.

Wälder verändern ihr Gesicht

Mittelfristig ist bedingt durch den Klimawandel damit zu rechnen, dass trocken-warme Perioden wie die letzten Jahre häufiger und sogar noch extremer werden. Und langfristig werden die Wälder ihr Gesicht sehr deutlich ändern: der Anteil der Kiefern wird stark zurückgehen, Laubhölzer und Sträucher werden zunehmen, die Bäume werden weniger schnell wachsen und nicht so hoch werden. Auf extrem trockenen Standorten wie den Dünenköpfen werden vermutlich gar keine Bäume mehr wachsen.

Wie geht die Forstverwaltung damit um?

Aktuell stehen dort – wo es waldbaulich sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar ist – der Einschlag und die Verwertung der absterbenden Kiefern im Fokus. Ziel ist es dabei den nachwachsenden Rohstoff Holz zu ernten und einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, bevor er verdirbt. Dabei liegt die oberste Priorität darauf, die Verkehrssicherheit entlang von Wohnbebauungen und Verkehrswegen zu erhalten. „Grundsätzliches Problem dabei ist die große Masse an absterbenden Bäumen, die innerhalb kürzester Zeit im Rheintal angefallen ist“, erläutert der Kreisforstamtsleiter. Sie übersteige die Holzmenge, die an Sägewerke verkauft werden kann. Aber auch die Arbeitskapazität bei Förstern und Waldarbeitern reiche bei Weitem nicht aus, um überall die Dürreschäden aufzuarbeiten. „Es wird deshalb nicht alles Schadholz geerntet werden können. Waldbilder mit Dürrständern, Kiefern mit roten Kronen und viel Totholz werden in den Hardtwäldern eher zum Regelfall als zur Ausnahme werden“, so Manfred Robens. Zumindest für die auf lichte Wälder oder totes Holz angewiesenen Tier- und Pflanzenarten sei das eine positive Nachricht.

Was machen die Förster und Waldbesitzer, um die Hardtwälder auf den Klimawandel vorzubereiten?

Auf Flächen, auf denen nahezu alle Bäumen abgestorben sind und keine natürliche Ansamung von jungen Bäumen (“Naturverjüngung“) da ist, werden trockenheitstolerante Baumarten gepflanzt. Das sind zum Beispiel Eichen, Hainbuchen, Feldahorn, aber auch Roteichen, Baumhasel und Zedern gehören dazu. Diese sogenannte Kulturtätigkeit ist sehr schwierig und nur mit hohem Aufwand erfolgsversprechend, weil neben der Trockenheit auch der Wurzelfraß der Maikäferengerlinge und die Konkurrenz durch Neophyten wie der Kermesbeere den jungen Bäumchen zusetzen. „Der Waldumbau durch Anlage von Kulturen kann auch aufgrund der damit verbundenen Kosten kein Allheilmittel sein, sondern ist nur punktuell auf kleinen Flächen umsetzbar“, so Robens.

Auf großer Fläche jedoch werden die Grundlage des zukünftigen Waldes die aktuellen Bestände sein: Naturverjüngung von Kiefer mit beigemischten Buchen, Hainbuchen und Eichen. Ob sich daraus ein stabiler Wald entwickelt, der an dauerhaft wärmeres Klima angepasst ist, ist derzeit nicht mit Sicherheit zu beurteilen. Die Anpassung an die die neuen Klimaverhältnisse kann sowohl durch genetische Selektion, aber auch durch eine physiologische Anpassung, das bedeutet geringeren Baumhöhe, größerer Wurzelanteil, erfolgen, unterstützt durch forstliche Eingriffe, die Wurzelwachstum fördern und klimastabile Baumarten pflegen.

„Inwieweit allerdings die Geschwindigkeit der Anpassung reicht, um die Wälder zu stabilisieren, ist fraglich“, erläutert der Kreisforstamtsleiter und sagt weiter: „Anderseits ist auch das Ausmaß der Klimaerwärmung offen - die Rasanz der Klimaveränderung ist in der bisherigen Menschheitsgeschichte wohl einmalig. Deshalb werden nur die nachfolgenden Förstergenerationen den Erfolg dieser Maßnahmen in der Rückschau beurteilen können.“

Das Kreisforstamt im Rhein-Neckar-Kreis wird, sobald das aus Corona-Aspekten wieder möglich ist, darüber bei Waldbegehungen vor Ort informieren.

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