2. Integrationskonferenz des Kreises brachte neue Impulse

Verantwortliche stehen vor einem Infostand
Landrat Stefan Dallinger (2. v. l.), die Integrationsbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises, Dr. Anne Kathrin Wenk und Ordnungsdezernentin Doreen Kuss (r.) informierten bei der Integrationskonferenz in Lobbach Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration, bei einem kurzen Rundgang.

„Wir haben heute einen Schatz für unseren Landkreis erarbeitet, den wir in den kommenden Monaten bewerten werden. Die heute besprochenen Lösungsvorschläge und Fragestellungen werden in die Fortschreibung unseres Integrationskonzepts einfließen.“

Landrat Stefan Dallinger zog ein sehr positives Fazit der zweiten Integrationskonferenz, die am Montag, 21. Oktober 2019, erneut in der Manfred-Sauer-Stiftung in Lobbach stattfand. Rund 250 Teilnehmende, darunter Bürgermeister und Integrationsbeauftragte sowie Integrationsmanagerinnen und -manager, aber auch viele Ehrenamtliche und Neuzugewanderte selbst, diskutierten einen ganzen Tag lang rund um das Motto „Beruflich ankommen: Potenziale, Projekte, Perspektiven“.

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Podiumsdiskussionen und Workshops

Den Kern des Vormittagsprogramms bildete die Keynote des Landesministers für Soziales und Integration, Manfred Lucha. Darüber hinaus boten Podiumsdiskussionen mit Teilnehmenden aus Praxis und Politik Einblicke in das Thema. Nachmittags wurden in Workshops, so genannten Panels, Probleme und Lösungsansätze bei der Arbeitsmarktintegration neuzugewanderter Menschen im Rhein-Neckar-Kreis besprochen. Bereits in einem kurzen Praxisinput kristallisierte sich heraus, was an diesem Tag das beherrschende Thema der Integrationskonferenz sein sollte: Man müsse noch mehr auf die individuellen Stärken und Schwächen neuzugewanderter Menschen eingehen, wünschten sich einige Gesprächsteilnehmer. Gerade in den Betrieben sei vor allem beim Start in den Job die persönliche Betreuung sehr wichtig. Einen bedeutenden Beitrag können hier Ehrenamtliche leisten, erklärte Annegret Sonnenberg vom Netzwerk Asyl Wiesloch, die zugleich das Ausscheiden vieler Engagierter aus dem Ehrenamt bedauerte. Gerade die Begleitung einzelner Personen sei sehr zeitintensiv.

Dass der Spracherwerb durch die Ausbildung schneller vonstattengeht, verdeutlichte Mohanad Yahya, der selbst eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert. Für den gebürtigen Iraker sind die Programmiersprachen kein Problem, die deutsche Fachsprache aber durchaus. Daher habe sich der studierte Informatiker für eine weitere Ausbildung entschieden, erzählte er in fließendem Deutsch. Die Einrichtung ausbildungsbegleitender Sprachkurse sei aufgrund der vielfältigen Vorgaben äußerst schwierig, betonte Rainer Kettner von der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Auf eine andere Herausforderung machte Dr. Barbara Weickel, Integrationsmanagerin der Gemeinde Heddesheim, aufmerksam: „Es gibt zu wenig Integrationskurse mit Kinderbetreuung“, sagte sie und erntete für die Aussage viel Applaus.

An der anschließenden Podiumsdiskussion waren hochrangige Teilnehmer aus Politik und Arbeitsmarkt vertreten. Aus eigener Erfahrung berichtete Andreas Zawatzky, der selbst einen Geflüchteten in seinem Betrieb eingestellt hatte. Anpassungsschwierigkeiten auf beiden Seiten hätten zu einer Beendigung dieses Arbeitsverhältnisses geführt; dennoch zeigte er sich positiv, was die Beschäftigung weiterer Neuzugewanderter anging. Ebendiesen Mut forderte auch Klaus Pawlowski, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Heidelberg, von Arbeitgebern. Zugleich müsse sichergestellt sein, dass Neuzugewanderte vergleichbare Arbeitsbedingungen und Entlohnungen wie andere Beschäftigte erhalten. Die Nachbesserung rechtlicher Vorgaben wurde vonseiten der Zuhörenden von Karl Klein MdL und Steffen Jäger vom Gemeindetag Baden-Württemberg gefordert. Beide verwiesen auf bereits bestehende Möglichkeiten, wie die sogenannte 3+2-Regelung. Dennoch müssten auch Verwaltungsroutinen im Einzelfall überprüft werden, so Jäger.

Keynotes von Integrationsminister Manne Lucha

Für viel Beifall sorgte schließlich Manfred „Manne“ Lucha. Der Landesminister für Soziales und Integration lobte als Hauptredner das „herausragende“ Engagement der Bürgergesellschaft in den vergangenen Jahren: „Integration findet vor Ort statt.“ Er erinnerte daran, dass es seitens des Staates und der Gesellschaft ein „Aufstiegsversprechen“ gäbe. Daher müssten sich alle gemeinsam dafür einsetzen, dass auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt jeder die gleichen Chancen erhält. Deutschland brauche die Arbeitskraft der geflüchteten Menschen, denn die Negativbilanz des Ausbildungsmarktes, speziell im Handwerk, würde ohne die neuzugewanderten Menschen noch schlechter ausfallen.

Eine große Unterstützung bei der Arbeitsmarktintegration leisten insbesondere die im Pakt für Integration durch das Sozialministerium geförderten Integrationsmanagerinnen und -manager. So stieß der Minister auf breite Zustimmung, als er eine zweijährige Verlängerung des Programms in Aussicht stellte.

Nach der Mittagspause wurden in vier Panels Fragestellungen rund um die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt diskutiert. Eine zentrale Aussage lautete, dass speziell beim Thema Frauen und Arbeitsmarktintegration mehr passieren müsse. Die Bedeutung des Ehrenamts bei der Integration neuzugewanderter Menschen wurde von allen Beteiligten ausdrücklich gelobt. „Fast alle Geflüchteten, die in eine Ausbildung vermittelt werden konnten, wurden ehrenamtlich begleitet“, merkte ein Teilnehmer an. An die Moderatoren und Keynotespeaker konnten die Panelmitwirkenden zudem Wünsche richten wie etwa eine bessere Erreichbarkeit des Jobcenters oder den Aufbau kommunaler Jobbörsen.

Aus den Reihen der Teilnehmenden war viel Lob für die zweite Integrationskonferenz des Kreises zu hören, die nicht zuletzt zum Netzwerken genutzt wurde. Oftersheims Bürgermeister Jens Geiß fand die Veranstaltung „sehr gelungen, der Fokus auf das Thema Arbeit war sehr gut gewählt, da dies sehr aktuell ist.“ Die Antwort auf die Frage, wie die Kommunen vor Ort helfen können, um Geflüchtete in Arbeitsverhältnisse zu bringen, liegt für ihn in der Kommunikation: „Wenn es gelingt, die einzelnen Akteure zusammen zu bringen (Geflüchtete mit Integrationsbeauftragten oder -managern, Ehrenamtlichen, Arbeitgebern und Jobcenter), dann gelingt auch die Integration.“ Am Ende eines spannenden und arbeitsintensiven Tages wünschte Moderator Markus Brock, der exzellent durch die Veranstaltung führte, allen Beteiligten „hoffentlich neue Impulse für Ihre Arbeit“.

Wie kann Integration gelingen?

Für Landrat Dallinger, der sich für das wichtige Thema Integration persönlich den ganzen Tag Zeit genommen hatte, ergaben sich aus dem Gehörten drei zentrale Aussagen: Man brauche eine dauerhafte Verstetigung der Aufgaben für eine gelingende Integration. Dies hatte zuvor bereits Steffen Jäger vom Gemeindetag Baden-Württemberg gefordert: „Für eine gezielte Zuwanderung in unseren Arbeitsmarkt brauchen wir nicht nur eine dauerhafte Willkommenskultur, sondern auch eine Willkommensstruktur, sprich eine dauerhafte finanzielle Unterstützung unserer Kommunen.“ Als weitere Kernbotschaft des Tages nahm Dallinger die Individualisierung der Angebote für neuzugewanderte Menschen mit: „Wir müssen einen noch genaueren Blick auf sie werfen: Wo sind ihre Stärken, wie können wir passgenau helfen?“ Die dritte zentrale Aussage richtete der Landrat an alle Menschen im Rhein-Neckar-Kreis: „Wenn wir wirtschaftlich und persönlich von den zu uns gekommenen Menschen profitieren wollen, müssen wir uns auch persönlich verändern. Ich denke, das gelingt uns, denn der Markenkern der Kurpfalz war schon immer, dass wir eine offene Gesellschaft sind!“

Der Stabsstelle Integration um Leiterin Dr. Anne Kathrin Wenk und Konferenz-Organisatorin Lisa Hörnig dankte der Landrat für ihren großen Einsatz. Für das Team geht es in den nächsten Monaten nun darum, den eingangs erwähnten Schatz zu heben und zu sichten, sprich die Fortschreibung des kreisweiten Integrationskonzepts – unter größtmöglicher Beteiligung verschiedener Akteurinnen und  Akteure – auf den Weg zu bringen.

(Erstellt am 22. Oktober 2019)